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SICHTSPIELE
Place:ZÜRICH, Kunst bei Ernst Basler + Partner
Date:06.Februar - 30.April 2009
Sichtspiele
der Fotograf Julien Vonier bei Ernst Basler + Partner Februar 2009


Wo fokussiert das Auge? Wie wirkt Schärfe? Was entsteht aus Unschärfe? Julien Vonier, Zürcher Werbefotograf mit umfassendem Fachspektrum von Still bis Fashion, verfolgt in seinen freien Arbeiten seit Jahren die Frage nach dem Fokus. Seine experimentelle Auseinandersetzung mit unserem Sinnesorgan der visuellen Wahrnehmung zeigt er anlässlich der Ausstellung bei Ernst Basler + Partner anhand verschiedener Projekte und Aufgabenstellungen, denen teils jahrelange Versuche und Weiterentwicklungen zu Grunde liegen. Einblicke ins fotografische Schaffen eines verspielten Perfektionisten.


3seasons /flowers /snow /fall 128x158cm

3seasons flowers #004/ 128x158cm > Kunstsammlung Ernst Basler + Partner (Zollikon/Schweiz)

Für die Serie «3seasons» fotografierte Julien Vonier immer wieder dasselbe Stück Boden, konsequent mit identischem Kameraneigewinkel, gleicher Stativhöhe, gleichem Objektiv, gleicher Blende. Im Frühling, im Herbst, im Winter. Dabei stellten insbesondere die Schneebilder mit ihren feinsten Differenzierungen von Weiss in Weiss eine Herausforderung dar, die Vonier erst nach längerem, auch dank der technischen Weiterentwicklung der Laserbelichtung, meistern konnte. Wer die drei Bilder ins Auge fasst, stellt fest, dass sie jeweils nur an einer Stelle «scharf» sind. Unser Auge versucht, wie es sich von Betrachtungen in freier Natur gewöhnt ist, zu fokussieren. Es gelingt nicht, verwirrt. Dabei wird der Blick immer mehr ins Bild hineingezogen. Die Wahrnehmung orientiert sich am Vorhandenen, füllt die nicht fokussierbaren «Lücken» aus der Vorstellung auf. Es entsteht ein Gesamteindruck, der mehr beinhaltet, als das scharfe Bild gezeigt hätte.



SEE(_1556) #001/030 . 125x166cm

Auch die schwarzweiss Serie «meadow-land» – in dieser Ausstellung mit einem Bild vertreten – spielt mit Schärfe und Unschärfe, verführt ins Bild einzutauchen. Die Verwirrung fürs Auge lässt das Bild aus sich heraustreten, verschafft ihm eine zunehmende Präsenz.
«SEE» ist eine Aufnahme aus einem aktuellen Projekt von Julien Vonier. Anstatt wie bisher mit hoch auflösendem Bildmaterial und Stativkamera zu arbeiten, dient ihm die Kamera hiervor allem dazu,
das Sujet festzuhalten. Der transzendierende Effekt des Bildes, die scheinbare Auflösung des Wassers, entsteht durch die Vergrösserung der Aufnahme.



SEA blue . #001/030 . 110x304cm

Leaving Genova . #001/030 . 102x302cm

Africa (Somalia) . #001/030 . 102x302cm

Im Projekt «sea» porträtiert Julien Vonier die Meere vom Schiff aus. Von «Leaving Genova» bis «Africa» ist hier aber keine Reise dokumentiert, sondern die schiere Unendlichkeit und überwältigende Grösse des Meeres. Die grossformatigen Bilder gewinnen mit jeder Minute des Betrachtens, mit jedem neuen Betrachten an Eindringlichkeit. Keine Bilder, die man einmal ansieht und gesehen hat, sondern Bilder, in denen man sich immer wieder verliert.



Quaibrugg 0508_14 /0507_16 /0505_5 > 77x120cm




«Quaibrugg» ist ein typisches Beispiel für die Allgegenwart von Fotografie in Julien Voniers Leben. Vonier ist immer Fotograf. Jede wache Sekunde. Die Kamera, die er früher stets bei sich trug, ist längst durch ein Kamera-Handy ersetzt. Vonier ist allzeit bereit für den Schnappschuss. In solchen Situationen, ohne die Qualitätsmaxime, die er sonst an sich stellt, ist Fotografie reines Spiel, zählt nur die Neugierde, das Resultat der Spontaneität. Die Serie «Quaibrugg» entstand über 13 Jahre, in rund 5’000 Aufnahmen. Jedes mal, wenn Julien Vonier über die Zürcher Quaibrücke vom Bürkliplatz zum Bellevue fuhr, fotografierte er Zürichs Kirchen. Bei Regen, Schnee, Sonne, spätnachts auf dem Heimweg, am Tag unterwegs zu einem Termin. Vom fahrenden Auto aus, zu Fuss, zusammengequetscht vom Rücksitz eines Taxis, gemütlich schaukelnd im Boot. Immer in Bewegung, immer «aus der Hüfte», immer im Versuch, Grenzen auszureizen – zum Beispiel, in dem er mal kurz den Kameradeckel öffnete oder so schnell abdrückte, dass die Kamera ein vorbei fahrendes Auto knapp verpasste. Kurz: Fehler und Falschbelichtungen, abgestürzte Totalen und geniale Zufälle in Serie.
Tina Ackermann

Julien Vonier, geboren 1957 in Zürich. Nach Abschluss der Kunstgewerbeschule, Fachklasse für Fotografie, tätig in verschiedenen Werbeagenturen, wie Gisler + Gisler, Leo Burnett. Seit 1988 eigenes Studio in Zürich. Julien Vonier wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. «200 best AD Photographers worldwide» Lürzer’s Archive. www.vonier.ch
Julien Vonier
phone +41 44 463 80 10
mail@artefakt-das.ch
www.vonier.ch